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Aktuelles

AWO-Allgemein.


Durch das Wirken von gestern für das heutige Tun lernen

Eröffnung der Ausstellung ‚Böhmen liegt nicht am Meer‘ der Seliger Gemeinde

„Was verbindet die Seliger Gemeinde mit der AWO?“ Diese Frage stellte stellv. Kreisvorsitzende Irene Ilgmeier bei ihrer Eröffnung der Ausstellung am Sonntag im AWO Begegnungszentrum. „Beide Organisationen wurzeln in der Sozialdemokratie, beide sind heute überparteilich und -konfessionell, beide wurden während des Nationalsozialismus verfolgt und verboten und beide haben gestern wie heute die gleichen Werte, wie Frieden, Freiheit und Demokratie“, beantwortete sie ihre Frage. Lange Zeit sei man der Meinung gewesen, all das sei normal und müsse nicht mehr besonders verteidigt werden. Doch die vergangenen Jahre mit der Wiedererstarkung des rechten Gedankenguts in ganz Europa und aktuell mit dem Krieg gegen die Ukraine hätten gezeigt, wie wichtig es sei, immer und immer wieder für diese Werte einzustehen. „So wie es die Frauen und Männer getan haben, an deren Schicksal in dieser Ausstellung erinnert wird. Sie taten es in einer Zeit, in der sie dafür mit dem Leben bezahlen oder emigrieren mussten, wir müssen das heute nicht befürchten - wir müssen als bisher schweigende Mehrheit nur endlich laut werden“. Unter den anwesenden Gästen konnte sie dann Alt-Bürgermeister Hans Lohmeier, Stadträtin und Bezirkstagskandidatin Gertrud Gruber sowie Landtagskandidat Marvin Kliem begrüßen, bevor sie das Wort an MdB Erhard Grundl weitergab.

Die Ausstellung zeigt, was Deutsche Deutschen angetan haben

„Die deutsche Erinnerungskultur steht vor einer sehr spannenden Zeit. Die junge Generation ist neugierig bezüglich der Zeit des Nationalsozialismus und stellt neue Fragen", begann MdB Grundl seinen Beitrag. „Es ist wichtig, anhand der Lebenswege, die in dieser Ausstellung nachgezeichnet werden, zu sehen, was Deutsche anderen Deutschen angetan haben.“ Etwa, dass die deutschen Nazis deutsche Sozialdemokraten, andere politische Gegner und Juden nach 1939 vertrieben, verfolgt, in Konzentrationslager gesteckt und ermordet hätten. Grundl, der Mitglied im Sudetendeutschen Rat ist, stellte die Verbindung zu aktuellen Diskussionen in Straubing her und sagte: „Anführer bei diesen Verbrechen im Sudetenland war der Gauleiter Henlein, dessen Amtswalter war Hans Watzlik, der in Straubing nach wie vor die Ehre eines Straßennamens hat. Eigentlich nicht zu fassen.“

Für die sudetendeutschen Sozialdemokratie begann der Leidensweg bereits 1938

Abschließend erläuterte Rainer Pasta, Sprecher der Seliger Gemeinde Niederbayern/Oberpfalz und einer der Ausstellungsmacher, die Hintergründe der neuen Ausstellung und ihren Aufbau. Im Hintergrund sei eine Webseite, auf die über QR-Codes auf den Ausstellungstafeln zugegriffen werden könne. Pasta erläuterte anhand einzelner Lebenswege die Geschichte und Besonderheit der Sudetendeutschen Sozialdemokratie."Ihr Leidensweg begann nicht erst 1945/46 mit der Vertreibung, sondern bereits 1938 mit der Flucht vor den einrückenden Nazis. Von 1933, der Machtergreifung Hitlers in Deutschland, bis zur Annektierung des Sudetenlandes 1938 kämpften die sudetendeutschen Sozialdemokraten gegen den aufkommenden Nationalsozialismus in Böhmen, unterstützten die geflüchteten Genossinnen und Genossen aus Deutschland und Österreich, boten Exil und Unterstützung im Widerstand". Hier stellte Pasta die direkte Verbindung zu Straubing her: Die Flugblätter und Zeitungen, die der Straubinger Widerstand verbreitet hat, wurden in Böhmen mit Hilfe der sudetendeutschen Sozialdemokraten gedruckt und über die Grenze geschmuggelt. Dafür zahlten sie einen hohen Preis. Die Funktionäre mussten 1938 fliehen, die Parteimitglieder wurden verhaftet und ins KZ gesperrt, nicht wenige kamen um. „Wie das Meer keine festen Grenzen kennt, mussten die Geflohenen auf ihren grenzüberschreitenden Wegen nach einer neuen Heimat in Europa und der Welt suchen“, schloss Pasta mit dem Text zur Ausstellung seinen Beitrag und vergaß nicht zu erwähnen, dass die Vertreibung der Deutschen auch die heimgekehrten Exilanten unbarmherzig traf. Einige ließen sich dann in Straubing und Umgebung nieder und ergänzten die Sozialdemokratie vor Ort. So gab es auch lange Jahre eine aktive Ortsgruppe der Seliger-Gemeinde in Straubing. Die Ausstellung ist noch bis Donnerstag in der Begegnungsstätte am Wundermühlweg zu besichtigen. Infos unter Telefon 0170-5749090 (ilg)

v.l. Klaus Hoffmann (Geschäftsführer) und Cornelia Siewert (stellv. Abteilungsleitung) mit den neuen Mitarbeitern und v.r. Herrn Marco Grzyb (Prokurist)

Foto: v.l. Rainer Pasta, Marvin Kliem, Gertrud Gruber, MdB Erhard Grundl, Irene Ilgmeier, Hans Lohmeier